Piero Steinle zielt in seiner Videoarbeit „triphibious construction“ auf den Bildbegriff, allerdings nicht wie Gerhard Richter in seinem Verhältnis zur Fotografie, sondern in der komplexen Konstellation zwischen Natur, Künstlichkeit und Kunst. Zu sehen ist in einem knapp 40 Minuten laufenden Loop die immergleiche Sequenz: Ein Schwimmer – es handelt sich um den Künstler selbst – zieht seine ruhigen Bahnen durch einen Swimmingpool, der direkt ins Meer hineingebaut ist. Entscheidend für die Wirkung ist allerdings nicht die auf ein Minimum reduzierte Aktion des Schwimmens, sondern vielmehr der geradezu architektonisch klare Bildaufbau. Steinle teilt in seiner (unverändert bleibenden) Einstellung das Bild in drei gleiche Streifen, die exakt parallel zur Bildfläche verlaufen. Im Vordergrund sieht man das helle Blau des Swimmingpools, der durch eine horizontartig verlaufende Mauer vom Meer getrennt ist, das wiederum die mittlere Bildschicht ausmacht. Darüber schliesslich, durch den wirklichen Horizont vom Meer getrennt, erhebt sich der Wolkenhimmel. Man könnte die drei Streifen als vollkommen abstraktes Bild, als eine malerische Konstruktion in verschiedenen Blau- und Grautönen betrachten.

Vorderhand interessiert aber auch das Zusammentreffen von künstlicher oder jedenfalls technisierter und zivilisierter Natur (Swimmingpool), „natürlicher“ Natur (Meer) und dem Himmel. „Triphibious construction“ nennt Steinle dieses Zusammentreffen. Es handelt sich dabei um eine Wortschöpfung, die sich aus dem Wort „amphibious“, also: zwei Sphären (Land und Wasser) zugehörig, erschliessen lässt. Steinle meint also mit seinem Titel eine drei Sphären einschliessende Konstruktion. Wobei der Begriff der Konstruktion verschiedene Gedankenfelder öffnet: Ist damit der architektonische, streifenartige Bildaufbau gemeint? Oder soll eher auf einen fiktiven, also künstlich konstruierten Charakter der Bildkonstellation hingewiesen werden? Aus dem Bild selbst ist nicht ersichtlich, ob Steinle eine vorgefundene Situation aus strenger Perspektive aufgenommen hat, oder ob die Streifen möglicherweise aus unterschiedlichen Kontexten stammen und digital zusammengesetzt sind. Obgleich ersteres der Fall ist – es handelt sich um eine reale, in Island aufgenommene Szenerie – will Steinle mit dem Titel für den Betrachter bewusst beide Möglichkeiten offen halten.

Das Wirklichkeit des Kunstwerks bleibt in der Schwebe zwischen Fiktion bzw. Konstruktion und Wirklichkeit, die nicht aufgehoben werden soll, sondern gerade spezifisch für die Kunst ist. Alle Elemente in Steinles Video zielen darauf ab: Der Schwimmer ist Metapher für den Schwebezustand, für die aufgehobene Schwerkraft, das Sich-Treiben-Lassen in eine(r) andere(n) Welt. Die über das gesamte Video gelegte Zeitlupe unterstützt diese Wirkung ebenso wie die traumhaft-sphärische Musik von John Cage, die den Betrachter (und Hörer) in eine meditativ-tranceartige Stimmung versetzt, die im übrigen auch der Betrachtung von Gertschs Arbeiten angemessen erscheint. Die beiden Horizonte schliesslich markieren ein weiteres Element in einer Wirklichkeit der Kunst, die im wahrsten Sinne des Wortes neue, über die einfache Wirklichkeit hinausgehende Horizonte erschliesst.

Reinhard Spieler, Horizonte, Bern 2003, 42-47

In his video „triphibious construction“ Piero Steinle adresses the notion of image and pictoriality ....in a complex constellation of nature, artificiality and art. In a loop, that lasts 40 minutes the viewer is confronted with the self-same sequence that is repeated over and again: A swimmer steadily covers lane after lane of a swimming pool that has been built into the sea. However it is not the action of the swimmer that is crucial to the effect, but rather the architectural and precise structuring of the picture. Steinle divided the picture of his take into three identical strips that run parallel to the picture plane. ...the three bands could be taken for a completely abstract picture, a painterly construction in various shades of blue and grey.

... The picture does not reveal whether Steinle has recorded a found situation, or whether possibly the bands were taken out of different contexts and the digitally combined. The reality of the work of art keeps hovering between fiction, construction and reality, respectively, a state that is not intended to be reduced but indeed is specific to art. All elements in Steinle’s video refer to this: the swimmer is a metaphor for floating or hovering, for a state of suspended gravity, of drifting into another world ...

Reinhard Spieler, Horizonte, Bern 2003, 42-47

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