München - Die unbekannten Kathedralen,
Leerräume der Grosstadt
Nur ein Gefühl - aber was für eines! Man betritt diesen nie gekannten,
unermesslich weiten Raum, und plötzlich ist man überwältigt. Man wird
ganz leise, gibt sich dem Staunen hin, wohin einen der kindliche Abenteuerinstinkt
diesmal getrieben hat, und schaut einfach nur noch andächtig----So ungefähr
muss man sich die Pilgerfahrt ins Unbekannte vorstellen, die die beiden
Architekten Julian Rosefeldt und Piero Steinle vor einem Jahr gestartet haben.
Quer durch München hat sie ihre Suche nach "grossen umbauten Räumen" geführt.
Dass sie dabei auf Kathedralen gestossen sind, hätten sie selber nicht gedacht.
Denn immerhin handelte es sich bei ihren Entdeckungen um ausgesprochene Banalitäten:
Ausbesserungswerke der Bundesbahn, Regenrückhaltebecken zur Entlastung des Kanalnetzes,
Müllbunker. Funktionshallen, die für nichts anderes bestimmt sind, als optimal ihrem
jeweiligen Zweck gerecht zu werden. Aber die Funktionsebene der Räume überlagert
sich perfekt mit der magischen Welt des Faszinosums. Für Steinle und Rosefeldt lag
nichts näher als der Vergleich mit Kathedralen.