... Steinle analysiert die Konstruktion von Wirklichkeit im Pornofilm anhand der Einleitungen in die Handlung und der Überleitungen zwischen den einzelnen Höhepunkten. Die banalen Erzählstränge folgen einer immergleichen Struktur: Die Geschichten werden in Klischeebildern von Urlaub und Freizeit angesiedelt. Unter Verzicht auf deutende oder gar psychologisierende Momente wird die Story möglichst rasch zu ihrem Ziel, der Darstellung von sexuellen Handlungen, geführt. Die Videoprojektion zeigt die Stereotypen der Introduktionen und szenischen Überleitungen, den 'Moderator', der vor jeder Sexszene die Qualitäten der neu präsentierten Darstellerin preist, das Schwimmbad einer Ferienvilla, in das eine Akteurin nach der anderen hineinsteigen muss, um vom später hinzutretenden männlichen Part verführt zu werden ... Piero Steinle führt dem Betrachter die Redundanz drastisch vor Augen, indem er die Ein- und Überleitungen isoliert und zudem den Kameraausschnitt auf randständige Requisiten fokussiert, die von der bisweilen unfreiwillig absurden Ambientierung des Plots erzählen. Der Künstler nennt diese Perspektive den "Blick aus dem Film in die Welt" ein Blick, der "mit geradezu fantastisch anmutender Naivität die verschiedenen Paradiese der Harmlosigkeit präsentiert.

Markus Heinzelmann, aus: Julian Rosefeldt-Global Soap, Piero Steinle-Ekstase, München 2000

Getrieben von einem allgemeinen horror vacui und zielgerichtet auf die obligatorischen sexuellen Handlungen scheinen die Porno-Filme eine Außenwelt kaum wahrzunehmen. Doch schleichen sich in die reglementierten problemfreien Welten des Geschlechtsaktes hin und wieder zum Thema hinführende "Ausblicke" ein, sozusagen Blicke aus dem Film auf die Welt: auf Straßen, auf Bäume, auf Tiere, auf Häuser, auf Mobiliar. Garanten, dass es tatsächlich eine Wirklichkeit gibt. Eine merkwürdige Perspektive. Der bevorzugte Ort dieser Ausblicke ist die Einführung. In geradezu phantastisch anmutender Naivität werden die verschiedenen Paradiese der Harmlosigkeit präsentiert: das wärmende Kaminfeuer, der afrikanische Safaripark, die Yacht, der Swimmingpool im Garten, der Dschungel, der einsame Traumsstrand, doch auch die billigen Interieurs, die spiessigen Häuser, die kitschigen Requisiten. Hier also gleiten die Glücksritter ihrer garantierten Befriedigung entgegen.....Eine farbenpralle Welt der Klischees und abgründigen Versatzstücke, in welcher sich der ekstatische Akt vollziehen wird.

Da eine Pornogeschichte die vorgeschriebene Dauer einer Videokasette von mindestens 70 Minuten kaum bewältigt, wird dasselbe Story-Schema oft von verschiedenen Darstellern im selben Setting mit nur kleinen Abweichungen durchgespielt. Parallelisiert man die einzelnen Geschichtenfragmente, stellt sich ein ironisches Bild von Repetitivität und Leere ein. Ein absurdes Theater.

Piero Steinle

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